Wednesday, February 17, 2010

Erwachsen


Little Dan ist der Sohn meiner Nachbarn. Er ist 23. Das sind sieben Jahre über das Alter, in dem man in den USA Autofahren lernen darf. Seit ein paar Wochen hat Little Dan seinen Führerschein. So lange nicht fahren zu dürfen, hat Little Dan gewurmt, um hier mal mit einer massiven Untertreibung einen Kraftausdruck abzuwenden. Seine Eltern fanden, er sei nicht reif genug zum Fahren. Little Dan hat die Schule früh geschmissen. Arbeit hat er keine gefunden. So lebt er in einem Wohnwagen auf dem Land der Eltern und hilft seiner Mutter, mit dem Ice Cream Truck durch die Wüste zu kutschieren und Eis zu verkaufen. So verdient er sich Zigarettengeld. Ab und zu reichts für ein Computerspiel. Seinem Vater hilft er, Autos zu reparieren. Das interessiert ihn und er würde es auch ohne finanziellen Zustupf machen. Mir hilft Little Dan ebenfalls. Er schaut zu meinen Hunden, wenn ich nicht da bin (und überfüttert sie), macht Gartenarbeit, die mir zu schwer ist, und er kommt und entsorgt tote Hasen, wenn ich ihn in Panik anrufe, weil meine Hunde ausnahmsweise mal einen erwischen. Tote Hasen zusammenwischen – da hört meine Naturliebe auf. Natürlich bezahle ich Little Dan für seine Hilfe – ich bin seine einzige ausserfamiliäre Einkommensquelle. Manchmal fragt er, ob ich nicht mal wieder eine längere Reise unternehmen wolle. Nicht weil er mich nicht mag, sondern weil er Geld braucht. Seit kurzem mag er mich noch viel mehr. Ich habe ihm vorgeschlagen, ihm meinen alten Pickup Truck zu geben und ihn den abarbeiten zu lassen. Er konnte sein Glück kaum fassen. Auf ein Auto zu sparen, wenns keine Arbeit gibt, ist entmutigend. Eins zu kriegen und es abzuarbeiten, hat Little Dan mit einem Schlag erwachsen werden lassen. Prüfung- und Versicherungsanmeldung – alles plötzlich kein Problem. Der Truck ist kaum wiederzuerkennen. Da wird pausenlos geschraubt, geputzt und gewachst. A truck makes a man, I guess.

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