Tuesday, December 11, 2007

Mojave Multiplex


Es gibt nur ein Kino in Twentynine Palms, und das einzig Multiplexe daran ist, dass man zwei Filme hintereinander sehen kann. Der Preis, ein Total von fünf Dollar, macht klar, dass von High-tech keine Rede sein kann. Das Smith’s Ranch Drive-in Kino wurde in den Fünfziger Jahren von den Eltern des heutigen Besitzers gebaut und es ist eines der am längsten und kontinuierlichst betriebenen Drive-in Kinos der USA. Mark Clemons erinnert sich, dass er schon als Kind den Projektor bedienen musste, während sein Grossvater vorgab, nichts von den modernen Projektoren zu verstehen. Dieser hatte bereits in den Dreissiger Jahren angefangen, auf seiner Terrasse 16mm Filme für die Nachbarn zu zeigen, weil er der erste und einzige war, der Elektrizität auf seiner Ranch hatte. 330 Autos passen auf den ungeteerten Platz, und Mark erinnert sich an enervierende Hupkonzerte, wenn er als Kind seiner Verantwortung nicht ganz gerecht wurde. Von der einzigen technologische Erneuerung, die während den letzten fünfzig Jahren stattgefunden hat sind nur noch die Pfosten übriggeblieben – der Ton kommt heute nicht mehr aus über den Platz verteilten Lautsprechern, sondern über eine bestimmte FM Radio Frequenz. Je nach Qualität des Autoradios und der Boxen kann man sich da sogar der Illusion von Surroundsound hingeben. In meinem alten Pickup Truck ist das weniger der Fall, musste ich feststellen, als ich mir den neuen Western “3:10 to Yuma” angesehen habe. Auch die Sicht durch die (ok, leicht verschmutzte) Autoscheibe war nicht wirklich kristallklar. Sich mitten in der Mojave einen Western in einem Autokino anzusehen, war mehr eine romantische Idee, als dass es eine wirklich befriedigende Erfahrung war. Speziell bei einem so guten Film wie diesem, mit seinen grossen Landschaften und Schauspielern. Dafür liebe ich Kino zu sehr. Ich habe mir “3:10 to Yuma” ein zweites Mal angesehen – im richtigen Multiplex.

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