Wednesday, March 5, 2008

Schmach


Nun gibt es ihn nicht mehr, meinen Westernladen. Er hat einem Immobilienmakler-Büro weichen müssen, obwohl deren Geschäfte zur Zeit schlecht bis gar nicht laufen. Cowboy-Ausstattungen, Pferdefutter und Reitzubehör laufen offenbar noch schlechter. Wenn ich “meinen” Westernladen sage, meine ich damit, den Ort meiner Schmach. Dabei wollte ich doch alles richtig machen als ich vor sieben Jahren in die Wüste kam. Man kann nicht ein Haus im Wilden Westen haben und keine Cowboy-Stiefel, habe ich mir damals gedacht. Aber eigentlich war das Haus nur der Vorwand, um mit gutem Gewissen Stiefel kaufen zu können. Nicht dass ich immer einen Vorwand für Neuanschaffungen bräuchte –nicht wirklich. Ich fuhr damals also an einem Sommernachmittag vor dem Westernladen vor und trat von der grellen Sonne ins Dunkle. Es war heiss im Laden. Und still. Ich blieb beim Eingang stehen, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Dann trat ich geradeaus an die Wand mit den verschiedenen Pferdegeschirren. Ich berührte die Eisen und die Ledergurten leicht. Die Formen und Materialien gefielen mir, aber ich hatte keine Ahnung über deren Verwendungszweck. Vor Pferden hatte ich schon immer Respekt gehabt – oder Angst, um genau zu sein. Ein Knacken des Fussbodens verriet mir, dass ich nicht alleine im Laden war. Ich drehte mich um. Hinter der Theke stand ein Hüne von einem jungen Mann, der mich von oben bis unten musterte. Womit kann ich ihnen dienen, Madam, fragte er, nachdem er ein Zündholz aus dem Mund genommen hatte. Er kam langsam auf mich zu. Ich suche Cowboy-Stiefel, sagte ich, schon leicht eingeschüchtert. Are you riding or are you dancing, fragte er dann. Reiten Sie oder tanzen Sie? Eine berechtigte Frage für Kenner. Schliesslich trägt man beim Square Dancing auch Stiefel. Well, walking, I guess, stammelte ich. Ich gehe zu Fuss. Im Sommerröckchen und mit Flip-Flops an den Füssen. Schande über Schande.

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